Die beiden Frösche
Zwei Frösche, deren Tümpel die heiße Sommersonne ausgetrocknet
hatte, gingen auf die Wanderschaft. Gegen Abend kamen sie in die Kammer eines
Bauernhofs und fanden dort eine große Schüssel Milch vor, die zum
Abrahmen aufgestellt worden war. Sie hüpften sogleich hinein und ließen
es sich schmecken.
Als sie ihren Durst gestillt hatten und wieder ins Freie wollten, konnten sie
es nicht: die glatte Wand der Schüssel war nicht zu bezwingen, und sie
rutschten immer wieder in die Milch zurück.
Viele Stunden mühten sie sich nun vergeblich ab, und ihre Schenkel wurden
allmählich immer matter. Da quakte der eine Frosch: »Alles Strampeln
ist umsonst, das Schicksal ist gegen uns, ich geb's auf!« Er machte keine
Bewegung mehr, glitt auf den Boden des Gefäßes und ertrank. Sein
Gefährte aber kämpfte verzweifelt weiter bis tief in die Nacht hinein.
Da fühlte er den ersten festen Butterbrocken unter seinen Füßen,
er stieß sich mit letzter Kraft ab und war im Freien.
Die beiden Hähne
Von zwei Hähnen, welche um Hennen miteinander kämpften, behielt der
eine die Oberhand über den andern.
Der Überwundene zog sich zurück und verbarg sich an einem dunklen
Orte; der Sieger aber flog aufwärts, stellte sich auf eine hohe Wand und
krähte mit lauter Stimme.
Da schoß jählings ein Adler herab und nahm ihn mit sich fort. Nunmehr
kam der Versteckte ungehindert wieder aus seinem Verschlupf hervor und gesellte
sich zu den Hennen.