Die Fledermaus

Eine Fledermaus fiel in das Gras. Sofort stürzte ein Wiesel auf sie zu und wollte sie verspeisen.
"Ach!" piepste die Fledermaus in Todesangst. "Was willst du? - Was tust du? O lasse mich am Leben!"
"Ich kann nicht, ich hasse dich, weil ich alle Vögel hasse", fauchte das Wiesel.
Die Fledermaus besann sich einen Augenblick.
"Ich bin doch kein Vogel; ich kann die Vögel nicht leiden; ich bin doch eine Maus!" beteuerte sie. - Da schenkte ihr das Wiesel das Leben.
Kurze Zeit nachher hatte die Fledermaus dasselbe Unglück.
Wieder war ein Wiesel daran, ihr den Hals durchzubeißen.
"Du sollst augenblicklich gefressen werden", sagte es, "ich hasse alle Mäuse und dich auch!"
"Aber ich bin doch keine Maus, ich kann die Mäuse nicht leiden! Ich bin doch ein Vogel!" - beteuerte die Fledermaus.
"Was du nicht sagst -, entschuldige!" antwortete das Wiesel. Und die Fledermaus kam wirklich wieder mit dem Leben davon.

Die Frösche und die Schlange

Die Frösche erbaten sich einst von Jupiter einen König. Er warf ihnen einen Klotz zu. Das Getöse jagte sie anfangs in die Tiefe, bald aber wagten sie, ihre Köpfe herauszurecken und ihren neuen König zu betrachten, der noch auf dem Wasser schwamm; und bald hüpften sie kühn auf ihn hinauf, verächtlich grüßten sie ihn als König; erbaten sich dann aber doch einen andern, der auch ein bißchen regieren könne.
Im Zorn gab ihnen Jupiter eine Schlange, welche ihre Regierung auch sofort mit aller Strenge anfing und einen Untertanen nach dem andem verschlang. Bald blieb dem Überrest nichts übrig, als nochmals um einen andem Oberherrn zu bitten; allein Jupiter sprach mit Donnerstimme: "Euch ist geschehen, wie ihr wolltet! Ertragt nun dies Unglück mit Fassung!"
Der Unzufriedene lernt immer zu spät, daß das Alte besser war.