Die Krähe und die Vögel
Jupiter wollte den Vögeln einen König geben und setzte einen Tag
fest, an welchem sie zusammenkommen sollten.
Die Krähe sammelte im Bewußtsein ihrer Häßlichkeit die
Federn, welche den andern Vögeln ausgefallen waren, und bekleidete sich
mit denselben. Als nun der bestimmte Tag kam, ging sie in ihrem bunten Schmucke
in die Versammlung.
Doch da sie Jupiter wegen ihrer Schönheit zum Könige erwählen
wollte, rissen ihr die erzürnten Vögel die Federn aus, indem ein jeder
diejenigen herauszupfte, welche ihm zugehörten. So war die Krähe bald
wieder nichts anderes, als was sie ursprünglich gewesen war, nämlich
eine häßliche Krähe.
Auch jene Menschen, die sich durch fremde Macht erhoben haben und sich nun ihres
Reichtums brüsten, gewähren, wenn jeder zurückfordert, was ihm
gebührt, einen kläglichen Anblick und sind dann nichts mehr, als was
sie früher waren.
Die Krähe und andere Vögel
Eine eitle Krähe wollte schöner sein, als sie wirklich war, und zierte
sich mit allerlei bunten Federn von andern Vögeln, hauptsächlich von
Pfauen.
Allein um die Eitelkeit zu bestrafen und ihr Eigentumsrecht auszuüben,
fielen diese über sie her und entrissen ihr nicht nur die geraubten Federn,
sondern auch einen Teil ihrer eigenen.
Armseliger wie vorher, stand sie nun wieder da, ein Spott der ihrigen und eine
Warnung für alle Eitlen.
Prahle nie mit erborgtem Schimmer, Spott ist sonst dein Lohn.