August Stramm

* 29. Juli 1874 Münster
+ 1. September 1915 Gorodec bei Brest-Litowsk (Weißrussland) (Kopfschuss) begraben: Stahnsdorf bei Berlin, Südwestfriedhof
Aus kleinbürgerlichem Milieu; Gymnasium in Eupen und Aachen; auf Wunsch des protestantischen Vaters Postberuf statt des unter dem Einfluss der katholischen Mutter ins Auge gefassten Theologiestudiums. Geprägt vom zeittypischen Konflikt zwischen bürgerlichen Wertvorstellungen und dem Ausbruch in die Kunst: schreibt etwa ab 1910, veröffentlicht aber erst als Vierzigjähriger in der Berliner Avantgarde-Zeitschrift Der Sturm.
seit 1902 verheiratet mit Else Krafft (1877-1947; Unterhaltungsschriftstellerin und Journalistin); 3 Kinder
Einer der Hauptvertreter des Frühexpressionismus, der den Schritt hin zur Abstraktion wagt. "Hinneigung zum Futurismus": Zerstörung grammatischer und syntaktischer Regeln, konsequente Funktionalisierung der sprachlichen Mittel, die auf größtmögliche Ausdrucksintensität und Unmittelbarkeit der Expression abzielt: Wortbildungen ("glotzenschrecke Augen brocken wühles Feld"), reduzierte Syntax, Kurzverse. Anreger experimenteller Lyrik (Einfluss u.a. auf Kurt Schwitters, später Ernst Jandl).
wichtige Lebensdaten:
1893 Abitur in Aachen; danach Studium, Postinspektor in Bremen
1905 Versetzung ins Reichspostministerium nach Berlin
1909 "nebenbei" Promotion zum Dr. phil. in Halle
1914 als Hauptmann der Reserve an der französischen Westfront
1915 Ostfront; fällt nach monatelangen Kämpfen als letzter der von ihm geführten Kompanie
Werke: (e = entstanden; a = Uraufführung)
Dramen
1914-16 "Sturm-Bücher" (Einakter):
· Die Unfruchtbaren
· Rudimentär
· Sancta Susanna. Ein Gesang der Mainacht (Einakter)
· Die Haidebraut
· Erwachen
· Kräfte
1915 Geschehen
Lyrik
1917 (1914 e) Menschheit
1915 Du. Liebesgedichte (Zyklus)
1915 Weltwehe
1919 Tropfblut (Kriegsgedichte)
Ausgaben
1919 Dichtungen, Berlin (2 Bde.)
1956 Dein Lächeln weint. Gesammelte Gedichte, Wiesbaden
1963 Das Werk, Wiesbaden
1990 Die Dichtungen, Münche