*7. November 1750 Bad Bramstedt
+5. Dezember 1819 Schloss Sondermühlen bei Osnabrück begraben: Friedhof
Stockkämpen bei Tatenhausen
Zweiter Sohn des Oberhofmeisters der dänischen Königswitwe Christian
Günther Graf zu Stolberg-Stolberg und seiner Ehefrau Christiane, geb. Gräfin
zu Castell-Remlingen. Vater aufklärerisch gesinnt, Mutter pietistisch-schwärmerisch.
Zum Freundeskreis der Familie zählt Klopstock und der Theologe Cramer.
Häusliche Erziehung durch französische und deutsche Hofmeister
Verliert mit 15 den Vater; lernt als Autodidakt Griechisch; enge Bindung zum
älteren Bruder Christian (1748-1821): die "Brüder Stolberg".
1782 Heirat mit Agnes Gräfin von Witzleben (+1788)
1790 Heirat mit Sophie Charlotte Eleonore Gräfin von Redern (*1765); 18
Kinder
Frühe Odendichtung in der Nachfolge Klopstocks, dann Zuwendung zu balladesken
Dichtungen und zum gereimten Lied. Stürmer und Dränger, Mitglied des
"Göttinger Hains"; später Hinwendung zum Katholizismus (Einfluss
auf die Frühromantik). Kenner der Antike, Übersetzer antiker Literatur;
erste deutschsprachige Hexameter-Übertragung der Ilias.
wichtige Lebensdaten:
1770-72 Studium der Rechtswissenschaften in Halle zusammen mit seinem Bruder
Christian
1772-73 Wechsel an die Universität Göttingen; die Brüder werden
in den "Hain" aufgenommen
1775 "Kavalierstour" der Brüder in die Schweiz zusammen mit Goethe;
Begegnung mit Geßner, Bodmer, Klinger, Lavater, Lenz, Merck, Schlosser
und Voltaire; Rückreise über Ulm, Gotha, Erfurt, Weimar, Dessau, Berlin,
Hamburg (Schubart, Ekhof, Dalberg, Wieland, Basedow, Nicolai)
1777 als Gesandter des Fürstbischofs von Lübeck und Herzogs von Oldenburg
am dänischen Hof in Kopenhagen
1781-83 nach dem Sturz seines Schwagers Bernstorff Obermundschenk an der Residenz
in Eutin; in diplömatischer Mission in St. Petersburg
1786-88 Amtmann in Neuenburg bei Oldenburg
1788 plötzlicher Tod der Frau; schwere seelische Krise
1789-91 dänischer Gesandter in Berlin
1791-93 mit Frau und Sohn Ernst Reise in die Schweiz und nach Italien
1793 Fürstbischöflicher Kammerpräsident in Eutin; intensives
theologisches Studium
1800 Konversion zum Katholizismus; Kontroversen mit dem Eutiner Kreis (Voß);
Entlassungsgesuch; Übersiedelung nach Münster bzw. Lütkenbeck.
S. widmet sich fortan ohne Amt seinen religionsgeschichtlichen Interessen
1812-16 Schloss Tatenhausen bei Bielefeld, dann Schloss Sondermühlen bei
Osnabrück
Werke: (e = entstanden)
Romane
1968 (1788 e) Numa (Erziehungsroman; Frgm.)
1788 Die Insel (utopischer Roman)
Dramen
1784 Timoleon
1787 Theseus
Gedichte
ab 1774 Gedichte im "Göttinger Musenalmanach" und im "Deutschen
Museum" (Lied auf dem Wasser zu singen, 1782 e; 1823 Schubert-Vertonung)
1784 Jamben (Satiren)
1794 Die Westhunnen (Ode)
1796 Kassandra (Ode)
1815 Vaterländische Gedichte (gemeinsam mit Bruder Christian)
1885 Die Zukunft (Hexameterfrgm.)
Übersetzungen
1778 Homer: Ilias
1796-97 Platon
1802 Aischylos
1803 Augustinus
1806 Ossian
Reisebeschreibung
1794 Reise in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sicilien in den Jahren 1791-92
Schriften
1777 Über die Fülle des Herzens
1782 Über die Begeisterung
1806-18 Geschichte der Religion Jesu Christi (15 Bde.)
1815 Biographie Alfreds des Großen
1818 Leben des hl. Vincentius von Paulus
1820 Kurze Abfertigung der langen Schmähschrift des Herrn Hofraths Voß
(Frgm.)
Ausgabe
1820-25 Gesammelte Werke der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen
zu Stolberg, Hamburg (20 Bde.)