Ferdinand Raimund
(weitere Schreibweisen des Familiennamens: Reymann, Raymond)

*1. Juni 1790 Wien
+5. September 1836 Pottenstein/Niederösterreich (Selbstmord)
begraben: Gutenstein/Niederösterreich, Friedhof Aus bescheidenen Verhältnissen; zwölftes und letztes Kind eines Kunstdrechslers; streng religiös erzogen; Besuch der angesehenen Normalhauptschule zu St. Anna mit Unterricht in Französisch und Violinspielen. Verliert früh seine Eltern (1802 Mutter, 1804 Vater). Weitere Erziehung durch die Schwester Anna. Seit seiner Eheaffäre menschenscheu, ab 1824 hypochondrische und melancholische Anfälle.
1820 Heirat mit Louise Gleich (1798-1855, Tochter: Amalie *+1820; 1822 Scheidung)
seit 1820 Verbindung mit Antonie Wagner (1799-1879)
Schauspieler, Theaterdirektor, Theaterdichter; steht zusammen mit Nestroy für den Höhepunkt des Wiener Volksstücks im 19. Jh. Herkunft vom barocken Zauberspiel und von der Alt-Wiener Volksposse. Realistische Alltagselemente verbinden sich mit phantastischen Handlungselementen einer Feen- und Geisterwelt. In den Stücken Moisasurs Zauberfluch, Die gefesselte Phantasie und Die unheilbringende Zauberkrone mißglückter Versuch, die Volkstheatertradition mit dem klassischen Drama zu verbinden. Raimunds Stücke erschienen erst nach seinem Tod im Druck.
wichtige Lebensdaten:
1804 Abbruch des Schulbesuchs; Zuckerbäckerlehre; R. verkauft im Burgtheater in den Pausen Süßigkeiten; das Theater fasziniert ihn
1808-13 Abbruch der Lehre; Schauspieler bei verschiedenen Schauspieltruppen in Ungarn
1814 Engagement am Josefstädter Theater in Wien
1815 künstlerischer Durchbruch
1817 am Leopoldstädter Theater; Publikumsliebling
1818 Theaterskandal: R. verprügelt die Schauspielerin Grünthal, die sich von ihm abgewandt hatte, im Theater: drei Tage Arrest
1819 R. hält um die Hand Toni Wagners an, der Tochter eines Kaffeehausbesitzers; wird vom Vater abgewiesen
1820 R. läßt den Hochzeitstermin mit der schwangeren Schauspielerin Louise Gleich, die ihn (aber auch andere) getröstet hatte, platzen, wird abends vom aufgehetzten Theaterpublikum ausgezischt und vier Tage später in einem intrigant eingefädelten Trauungscoup überrumpelt
1821 Trennung von Louise; Regisseur am Leopoldstädter Theater
1822 R. und Toni Wagner schwören sich ewige Treue; Mißbilligung der Verbindung durch Tonis Eltern: Heimlichkeiten, psychische Probleme
1823 R. entschließt sich selbst ein Stück zu schreiben und hat mit dem "Barometermacher" durchschlagenden Erfolg; zunehmender Ruhm als Autor
1825 schwere Erkrankung: Nervenleiden
1826 steigende Melancholie; R. bricht eine Reise nach Bayern in Salzburg ab, weil er sich einbildet, ein Stück Brot, das er gegessen hat, sei von einem tollwütigen Hund abgeleckt worden
1828 Ernennung zum artistischen Direktor; die Verbindung mit Toni Wagner wird von ihren Eltern etwas kulanter beurteilt
1830 R. legt Direktorenstelle nieder; bezieht mit Toni im Haus ihrer Eltern eine gemeinsame Wohnung
1831-36 Gastspiele an österreichischen, deutschen (Hamburg, Berlin) und böhmischen (Prag) Bühnen
1834 Kauf eines Hauses in Pernitz/Niederösterreich
1836 Nach einem harmlosen Hundebiß in Pernitz am 25. August Furcht vor Tollwut. Im Wirtshaus "Zum goldenen Hirschen" in Pottenstein, wo er mit Toni auf der Reise nach Wien zum Arzt übernachtet, schießt er sich am 30. August frühmorgens in den Mund. Letzte Botschaft, auf einen Zettel gekritzelt: "Zu Gott beten." Tod sechs Tage später
Werke: (e = entstanden; a = Uraufführung)
Dramen 1823 e (a Wien) Der Barometermacher auf der Zauberinsel
1824 e (a Wien) Der Diamant des Geisterkönigs
1826 e (a Wien) Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär
1826 e (1828 a Wien) Die gefesselte Phantasie
1827 e (a Wien) Moisasurs Zauberfluch
1828 e (a Wien) Der Alpenkönig und der Menschenfeind
1829 e (a Wien) Die unheilbringende Krone
1833 e (1834 a Wien) Der Verschwender (urspr. Bilder aus dem Leben eines Verschwenders)
Ausgabe
1837 Sämtliche Werke (4 Bde.)
Da streiten sich die Leut´ herum
Oft um den Wert des Glücks.
Der eine heißt den andern dumm,
Am End´ weiß keiner nix.
Das ist der allerärmste Mann,
Der andre oft sehr reich,
Das Schicksal setzt den Hobel an
Und hobelt s´ beide gleich. [...]
(Der Verschwender III, 10; "Hobellied")