Georg Trakl

*3. Februar 1887 Salzburg
+3. November 1914 Krakau (Überdosis Kokain) begraben: Mühlau bei Innsbruck, Neuer Friedhof
Viertes von sechs Kindern des wohlhabenden Eisenhändlers Tobias Trakl (+1910) und seiner Frau Maria Catharina, geb. Halik. Großbürgerliches, liberal eingestelltes, kunstliebendes Elternhaus. Hass auf die lieblose Mutter; Verhaltensstörungen; schwieriger und schlechter Schüler; mutmaßliche inzestuöse Beziehung zur Schwester Grete. Zeitlebens drogenabhängig, depressiv, menschenscheu.
Bedeutendster Lyriker Österreichs; in alle Weltsprachen übersetzt. Seine rund 100 Gedichte finden erst nach dem 2. Weltkrieg die ihnen gebührende Beachtung; das Interesse an Trakl nimmt bis in die Gegenwart immer noch zu.
Traumhafte Sprache und Bildsymbolik; neben die Gestaltung der Schönheit der Welt treten demaskierend Chiffren des Grauens und der Verzweiflung; Ehrfurcht vor dem Dasein und Wissen um Vergänglichkeit und Untergang, Ringen um Erlösung von Schuld und Tod; expressive Verwendung der Farben, Reihungsstil.
wichtige Lebensdaten:
1892 Übungsschule der katholischen Lehrerbildungsanstatl in Salzburg
1897 Eintritt in das humanistische k.k. Staatsgymnasium; erste lyr. Versuche
1902 erster Rauschgiftkonsum
1905 Nichtversetzung; vorzeitiger Abgang vom Gymnasium mit mittlerer Reife
1905-08 Apotheker-Praktikum in der Apotheke "Zum weißen Engel"
1906 Trakls Totentag. Dramatisches Stimmungsbild in einem Akt und Fata Morgana. Tragische Szene (nicht erhalten) werden im März/September im Salzburger Stadttheater uraufgeführt
1908-10 Pharmaziestudium in Wien; Erwerb des Magistergrads
1910 Tod des Vaters
1910-11 freiwilliger Militärdienst in Wien als Sanitäter
1911 Rückkehr nach Salzburg; Stelle als Rezeptarius in der Apotheke "Zum weißen Engel"; Dez.: Ernennung zum nichtaktiven Landwehrmedikamentenakzessisten; Antrag auf Aktivierung als Militärapotheker
1912 Probedienst in Innsbruck; Bekanntschaft mit dem Herausgeber des Brenner, Ludwig von Ficker, der von nun an regelmäßig Gedichte von T. veröffentlicht; nach Abschluss der Probezeit Militärmedikamentenbeamter; Dez.: Rechnungspraktikant im Ministerium für öffentliche Arbeiten in Wien
1912-14 alle Versuche, in einem Beruf Fuß zu fassen scheitern, da T. es nirgendwo lange aushält; Schulden, Depressionen; meist in Innsbruck beim Freund und Gönner Ludwig von Ficker; Freunde ermöglichen kurze Reisen nach Venedig, Berlin, an den Gardasee
1914 freiwillige Meldung zur Armee; als Militärapotheker in der Schlacht von Grodek/Galizien eingesetzt; muss in einer Scheune 90 Schwerverwundete allein betreuen, ohne ihnen helfen zu können: Selbstmordversuch; zur Beobachtung seines Geisteszustandes ins Garnisonsspital von Krakau. Hier wahrscheinlich Selbstmord; Diagnose: endogene Schizophrenie
Werke: (e = entstanden)
Lyrik
1913 (1909-13 e) Gedichte (u.a. Die schöne Stadt, An den Knaben Elis, Im Winter, De profundis, Vorstadt im Föhn, Die Ratten, In den Nachmittag geflüstert, Psalm, Verfall, Helian)
1915 (1913-14 im "Brenner"; 1912-14 e) Sebastian im Traum. Gedichte (Sebastian im Traum - Der Herbst des Einsamen - Siebengesang des Todes - Gesang des Abgeschiedenen - Traum und Umnachtung; u.a. An den Knaben Elis, Elis, Kaspar Hauser Lied, Ein Winterabend, Untergang)
1914-15 Gedichte im "Brenner": u.a. Grodek, Offenbarung und Untergang
Prosadichtungen
1947 Offenbarung und Untergang. Die Prosadichtungen
Jugenddichtungen
1906 Aus Goldenem Kelch: Barrabas. Eine Phantasie
1906 Aus Goldenem Kelch: Maria Magdalene. Ein Dialog
1906 Verlassenheit (Prosaskizze)
Ausgaben
1917 Die Dichtungen, hg. v. Karl Roeck, Leipzig
1939 (1906-09 e) Aus goldenem Kelch. Die Jugenddichtungen, hg.v. Erhard Buschbeck, Salzburg
1945 Die Dichtungen. Gesamtausgabe, hg. v. Kurt Horwitz, Zürich
1969 Dichtungen und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe; hg. v. W. Killy und H. Szklenar, Salzburg (2 Bde.)