Jeremias Gotthelf
(Pseudonym seit 1837, nach dem Helden des ersten Romans); eigentl. Albert Bitzius

*4. Oktober 1797 Murten (Kanton Fribourg)
+22. Oktober 1854 Lützelflüh (Kanton Bern)
begraben: Lützelflüh, Friedhof
Erster Sohn in der Ehe des Pfarrers Sigmund Friedrich Bitzius und seiner dritten Frau Elisabeth, geb. Kohler. Unspektakuläres Leben.
1833 Heirat mit Henriette Zeender (1805-1872); Kinder: Marie Henriette (*1834), Bernhard Albert (*1835), Cécile (*1837)
"Shakespeare der Bauernwelt"; gestaltet in seinen sozialpädagogischen Werken (13 Romane, 75 Erzählungen) die Spannungen zwischen alt und neu, Agrarzeitalter und industrieller Revolution, bäuerlichem und städtischem Bereich. Idealbild einer christlich-patriarchalischen Gesellschaftsordnung, in der der Tüchtige sein Auskommen und seinen Seelenfrieden findet; Skepsis gegenüber dem Zeitgeist: "Beten und arbeiten soll der Schweizer und ein Genügen finden an dem, was Gott ihm gegeben; harte Haut an den Händen, aber zarte am Gewissen." <http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/%7Eza874/homepage/>
wichtige Lebensdaten:
1805 Versetzung des Vaters nach Utzenstorf im Emmental; Unterricht beim Vater
1812-1814 G. siedelt nach Bern über; Literaturschule; Wohnung beim Onkel, dem Theologieprofessor Samuel Studer
1814 Philosophiestudium an der Berner Akademie
1817-20 Theologiestudium
1820 Examen; Vikariat beim Vater in Utzenstorf
1821-22 Studienjahr in Göttingen (Theologie, Ästhetik, Geschichte); Herbst: Reise durch Norddeutschland
1822 Frühjahr: Rückreise zur Familie über Weimar, Leipzig, Dresden, Bayern; Wiederaufnahme des Vikariats
1824 Feb.: Tod des Vatesr; Mai: Vikar in Herzogenbuchsee; Eintreten für einen unterbezahlten Lehrer
1829 Versetzung nach Bern: Pfarrgehilfe
1831 Vikar in Lützelflüh im Emmental
1832 Wahl zum Pfarrer; Mitglied in der Großen Landschulkommission zur Reform des Schulwesens
1834 Mitarbeit in der Verwaltungskommission der Armenerziehungsanstalt Trachselwald
1835-45 Kantonaler Schulkommissär (Absetzung wegen kritischer Artikel)
1836 Tod des Bruders Friedrich und der Mutter
1839-45 Redakteur des "Neuen Berner Kalenders"
1841 G. wird Feldprediger
1848 Wahl zum Präsidenten des Kantonalen Pfarrvereins
1851 Reise nach Straßburg
1852 Stimmungsmache radikalliberaler Zeitungen gegen Gotthelf <http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/%7Eza874/homepage/>
1853 Ehrenmitglied im Literarischen Verein in Bern; Kur in Bad Gunigel
Werke: (e = entstanden)
Romane
1837 (Neufass. 1839) Der Bauernspiegel oder Lebensgeschichte des Jeremias Gotthelf, von ihm selbst beschrieben
1838-39 Leiden und Freuden eines Schulmeisters (2 Bde.)
1841 Wie Uli der Knecht glücklich wird. Eine Gabe für Dienstboten und Meisterleute (Entwicklungsroman)
1843 Die Käserei in der Vehfreude
1843-44 Geld und Geist oder Die Versöhnung (3 Bde.)
1843-44 Wie Anne Bäbi Jowäger haushaltet und wie es ihm mit dem Doktern geht (2 Bde.)
1846 Der Geltstag oder Die Wirtschaft nach der neuen Mode
1846-47 Jacobs, des Handwerksgesellen, Wanderungen durch die Schweiz (2 Bde.)
1847 Käthie die Großmutter oder Der wahre Weg durch jede Not (2 Bde.)
1848 Leiden eines Schulmeisters (4 Bde.)
1849 Uli der Pächter
1851-52 Zeitgeist und Berner Geist (2 Bde.)
1854 Erlebnisse eines Schuldenbauers
1922 (1843-44 e)Der Herr Esau
Novellen/Erzählungen
1838 Wie fünf Mädchen im Branntwein jämmerlich umkommen / Die Wassernoth im Emmenthal am 13. August 1837
1839 Dursli der Brannteweinsäufer oder der heilige Weihnachtsabend
1840 Die Armennoth
1841 Wie Joggeli eine Frau sucht
1842 Ein Sylverster-Traum / Die schwarze Spinne
1843 Elsi die seltsame Magd / Der Druide
1845 Wie Christen eine Frau gewinnt
1846 Der Knabe des Tell
1848 Hans Joggeli der Erbvetter (Erzählungen) / Harzer Hans, auch ein Erbvetter
1849 Die Erbbase / Wahlängsten und Nöten des Herrn Böhneler / Doctor Dorbach, der Wühler, und die Bürglenherren
1850 Michels Brautschau
1851 Hans Jakob und Heiri oder Die beiden Seidenweber / Der Besenbinder von Rychiswyl / Das Erdbeeri Mareili
1852 (erw. 1853) Barthli der Korber
1853 Niggi Ju
Sammelbände
1842-46 Bilder und Sagen aus der Schweiz (6 Bde.)
1850-55 Erzählungen und Bilder aus dem Volksleben der Schweiz (5 Bde.)
sonstige Prosa
1842 Eines Schweizers Wort an den Schweizerischen Schützenverein
Gesamtausgaben
1856-58 Gesammelte Schriften, Berlin (24 Bde.)
1911-77 Sämtliche Werke, hg. v. Rudolf Hunziker u. Hans Bloesch (hist.-krit. Ausgabe), Erlenbach-Zürich (24+18 Bde.)
1948-63 Werke, hg. v. Walter Muschg, Basel (20 Bde.)