Johann Heinrich Voß

* 20. Februar 1751 Sommersdorf (Mecklenburg)
+ 29. März 1826 Heidelberg (Schlaganfall) begraben: Heidelberg, Bergfriedhof
Enkel eines freigelassenen Leibeigenen, Sohn eines Kammerdieners; die Demütigungen, die mit seiner niederen Herkunft verbunden sind, prägen sein späteres Leben. Griechisch und Latein im Selbststudium. Eigene dichterische Versuche führen dazu, dass ihn Heinrich Christian Boie, der Herausgeber des "Göttinger Musenalmanachs" nach Göttingen holt.
1777 Eheschließung mit Ernestine Boie (1756-1834; Schwester Christian Boies); Söhne: Heinrich, Wilhelm
Spätaufklärer, Stürmer und Dränger in der Frühphase, Polemiker; weltanschaulich engagiert und kompromisslos (Protest gegen feudalistische Unterdrückung, Bejahung der Französischen Revolution und ihrer Ideale, gegen den Irrationalismus der Romantik). Nach der beruflichen Etablierung aggressive Polemik gegen Freunde, Kollegen und die Romantiker; im Alter doktrinär und starrsinnig.
Die Übertragungen antiker Klassiker, vor allem Homers, setzen Maßstäbe; V. führt die antike Gattung der (Hexameter-)Idylle in die deutsche Literatur ein. Oden und Lieder.
wichtige Lebensdaten:
1759-65 Stadtschule in Penzlin
1766-69 Lateinschule in Neubrandenburg
1769-72 Hofmeister in Ankershagen unter extrem demütigenden Bedingungen: lebenslanger Adelshass
1772 Theologie- und Philologiestudium in Göttingen; Namensgeber und Ältester des "Göttinger Hains"
1774 Reise nach Hamburg (Klopstock), Wandsbek (Claudius) und Flensburg (Verlobung mit Ernestine Boie)
1775 Boie überläßt Voß die Redaktion des Göttinger Musenalmanachs; Umzug nach Wandsbek; Herausgabe eines eigenen Musenalmanachs im Selbstverlag
1777-79 Arbeit an der Odysse-Übertragung
1778 Rektor an der Lateinschule in Otterndorf bei Cuxhaven
1782-1802 Rektor an der Lateinschule in Eutin auf Vermittlung des Hainbundfreundes Friedrich Leopold Stolberg; anerkannter Dichter und Gelehrter; immer gespannter werdendes Verhältnis zu Stolberg (u.a. wegen der Konversion Stolbergs 1800)
1786 Hofrat
1802 Pensionierung auf eigene Bitte; Umzug nach Jena; Avancen aus Weimar (Goethe)
1805 Voß nimmt Angebot der badischen Regierung an: Sinekure-Professur an der Universität Heidelberg; Streit mit den Romantikern (Creuzer, Görres, Arnim, Brentano)
Werke:
Gedichte und Idyllen
1775 Die Leibeigenen
1776 Die Freigelassenen
1778 (erw. 1785 u. 1802) Up den Weg na Wansbäk (später: De Geldhapers)
1780 Der siebzigste Geburtstag
1784 (2. Fassung 1795) Luise. Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen
1785 Gedichte I
1792 Hymnus an die Freiheit. Nach der Melodie der Marseillaise
1795 Gedichte II
1801 (1800 e) Die Erleichterten
1801 Idyllen
Satire
1794 Junker Cord. Ein Gegenstück zu Virgils Pollio
Übersetzungen
1781 Homer, Odyssee
1789 Vergil, Landbau [Georgica]
1793 Homer, Ilias
1795 Vergil, Vierte Ekloge
1797 Vergil, Zehn erlesene Idyllen
1798 Ovid, Verwandlungen
1799 Vergil, Aeneis
1802 Horaz
1806 Hesiod
1808 Theokrit, Bion und Moschus
1810 Tibull und Lygdamus
1818-29 Shakespeares Schauspiele (zus. mit Abraham u. Heinrich Voß)
1821 Aristophanes
1826 Hymne an Demeter
1830 Properz
Schriften
1794 Mythologische Briefe (2 Bde.)
1802 Zeitmessung der deutschen Sprache
1819 Wie ward Fritz Stolberg zum Unfreien?
1824/26 Antisymbolik (2 Bde.)
Ausgaben
1802 Sämtliche Gedichte (6 Bde.)
1835 Sämtliche poetische Werke, hg. v. Abraham Voß, Leipzig
1966 Werke, hg. v. Hedwig Voegt, Berlin/Weimar