Die Furien
"Meine Furien", sagte Pluto zu dem Boten der Götter, "werden
alt und stumpf. Ich brauche frische. Geh also, Merkur, und suche mir auf der
Oberwelt drei tüchtige Weibspersonen dazu aus." Merkur ging.
Kurz darauf sagte Juno zu ihrer Dienerin: "Glaubtest du wohl, Iris, unter
den Sterblichen zwei oder drei vollkommen strenge, züchtige Mädchen
zu finden? Aber vollkommen strenge! Verstehst du mich? Um Cytheren hohnzusprechen,
die sich das ganze weibliche Geschlecht unterworfen zu haben rühmt. Geh
immer und sieh, wo du sie auftreibst." Iris ging. -
In welchem Winkel der Erde suchte nicht die gute Iris! Und dennoch umsonst!
Sie kam ganz allein wieder, und Juno rief ihr entgegen: "Ist es möglich?
O Keuschheit! O Tugend!"
"Göttin", sagte Iris, "ich hätte dir wohl drei Mädchen
bringen können, die alle drei vollkommen streng und züchtig gewesen;
die alle drei nie einer Mannsperson gelächelt, die alle drei den geringsten
Funken der Liebe in ihren Herzen erstickt; aber ich kam, leider, zu spät."
"Zu spät?" sagte Juno. "Wieso?"
"Eben hatte sie Merkur für den Pluto abgeholt."
"Für den Pluto? Und wozu will Pluto diese Tugendhaften?"
"Zu Furien."