1. MESSE.. 1

1.1.  FORMEN DER MESSE.. 1

1.2.  AUFBAU DER MESSE.. 2

1.3.  LITURGISCHE BÜCHER.. 2

1.4.  VOLKSSPRACHLICHE LITURGIE.. 3

1.5.  KOMMUNION UNTER BEIDERLEI GESTALT.. 3

1.6.  KONZELEBRATION.. 3

2. EUCHARISTIE.. 4

2.1.  DIE EINSETZUNG.. 4

2.2.  DIE ENTWICKLUNG DER LEHRE.. 4

2.3.  DER GOTTESDIENST.. 5

3 MESSE (Musik), 6

3.1.  PROPRIUM MISSAE.. 6

3.2  ORDINARIUM MISSAE.. 6

3.3.  REQUIEM... 7

1. MESSE

 

Messe (Religion), in der römisch-katholischen Kirche christlicher Gottesdienst, der im Wesentlichen aus Wortgottesdienst und Eucharistie besteht. Die Bezeichnung Messe wird auch in einigen anglikanischen Kirchen verwendet. In anderen protestantischen Kirchen ist die Bezeichnung Gottesdienst oder Abendmahl üblich. In den orthodoxen Kirchen des Ostens heißt der christliche Gottesdienst Liturgie. Das Wort Messe ist von dem lateinischen Wort missa abgeleitet. Es ist von der Formel abgeleitet, mit der die Gemeinde entlassen wird: Ite, missa est (Geht hin, die Versammlung ist entlassen). Die Messe ist die wichtigste Form des christlichen Kultes und geht auf das letzte Abendmahl zurück, das Jesus Christus mit seinen Jüngern feierte.

 

1.1.  FORMEN DER MESSE

 

Die früheste Form der Messe war die häusliche Eucharistie. Archäologische Funde beweisen, dass christliche Gemeinden ab dem 3. oder 4. Jahrhundert die Messe in größeren Privathäusern feierten. Nach dem Toleranzedikt Kaiser Konstantins (313 v. Chr.) wurden öffentliche Gebäude, so genannte Basiliken, für die Feier der Eucharistie durch den Bischof eingerichtet. Als die Kirche wuchs und die Zahl der Gotteshäuser zunahm, wurde die Feier von Kirchenältesten der einzelnen Kirchen geleitet. Diese Kirchenältesten erhielten schließlich den Namen Sacerdotes (Priester).

 

Vor dem 8. Jahrhundert war die einzige Form der Messe die öffentliche Messe, die ein Bischof oder Priester mit einer Gemeinde zelebrierte. Die einfachste Form der gesungenen Messe wird von einem Priester mit Messdienern gefeiert. Bei dieser so genannten Missa lecta (gelesene Messe) oder niederen Messe werden alle Teile der Messe von einem Priester gelesen. Eine feierliche Form der Messe ist das Hochamt, das von einem Diakon und einem Subdiakon zelebriert wird. Die Papstmesse wird vom Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche selbst geleitet, wobei ihm Diakone mit lateinischem und östlichem Ritus, der päpstliche Hof und zahlreiche andere Funktionsträger assistieren. Das Pontifikalamt (von einem Bischof zelebrierte Messe) ist weniger feierlich, obwohl dem Bischof außer von Diakonen, Subdiakonen und Messdienern auch von seiner familia (Familie) assistiert wird. Die Familia besteht aus Helfern, die für die Gewänder und Insignien (Mitra, Bischofsstab, und Bischofskreuz) des Bischofs zuständig sind.

 

Seit dem 8. Jahrhundert entwickelte sich in den Klöstern Nordeuropas die Privatmesse. Mönche waren ursprünglich Laien und ließen sich die Sakramente von Priestern spenden, die in den benachbarten Gemeinden tätig waren oder ordinierten einige Mitglieder ihres Ordens, damit diese ihnen die Sakramente spenden konnten. Vom 8. Jahrhundert an wurden britische und irische Mönche ordiniert, um die von Karl dem Großen und seinen Nachfolgern unterworfenen Völker Nordeuropas zu missionieren. Im 11. Jahrhundert fuhren die wachsenden Klöster Nordeuropas fort, ihre Mönche zu ordinieren, obwohl die große Zeit der Mission vorüber war. Aus diesem Grund gab es schließlich viel mehr Priester, als nötig gewesen wären, um den Mönchen die Sakramente zu spenden, und die Privatmesse gewann immer mehr an Bedeutung und wurde im 12. Jahrhundert allgemeiner Brauch.

 

1.2.  AUFBAU DER MESSE

 

Seit dem 6. Jahrhundert war der Aufbau der Messe genau festgelegt. Heute können vier Teile unterschieden werden:

 

Die Vormesse besteht aus der Eröffnung (Introitus), Begrüßung der Gemeinde, Einzug des Priesters und der Messdiener (mit Gesang), gemeinsamer Bußakt mit einer Litanei (Kyrie eleison) und dem Gloria in excelsis am Ende. Am Schluss der Vormesse steht das Tagesgebet.

 

Der zweite Teil der Messe ist der Wortgottesdienst, bei dem Texte aus dem Alten Testament oder Briefe aus dem Neuen Testament gelesen werden. Danach folgt das Graduale, das früher von den Stufen (gradus) der Kanzel aus gesungen wurde. Der letzte gelesene Text ist das Evangelium (eines der vier Evangelien des Neuen Testaments). Anschließend folgen die Predigt, das Credo sowie die Fürbitten.

 

Im dritten Teil der Messe, der Eucharistiefeier, werden Brot, Wein und andere Gaben zum Altar gebracht und mit dem Gabengesang Gott geweiht. Anschließend wird die Präfation, ein einleitendes Gebet, gesprochen, das mit dem Sanctus endet. Daran schließt sich das eucharistische Hochgebet (der Kanon) an.

 

Der Höhepunkt der Messe ist die Kommunion. Sie beginnt mit dem Gebet des Herrn (Vaterunser), wird mit Friedensgebet und Friedensgruß fortgesetzt und schließt mit der Kommunion der Geistlichen und der Gläubigen, bei der häufig eine Kommunionshymne gesungen wird.

 

Der vierte Teil besteht aus einem letzten Gebet (der Postkommunion), dem Segen und der Entlassung (Ite, missa est). In der Regel wird eine Auszugshymne gesungen, während der Geistliche und die Ministranten den Kirchenraum verlassen und in die Sakristei (Nebenraum der Kirche) ziehen.

 

1.3.  LITURGISCHE BÜCHER

 

Vor dem 13. Jahrhundert wurde eine Vielzahl von Büchern bei der Feier der Messe benutzt. Der Chor verwandte das Graduale (für den Gradualgesang) und das Antiphonale (für die Prozessions- und Wechselgesänge bei Eröffnung, Offertorium, Kommunion und Auszug). Der Subdiakon benutzte den Apostolus mit den Briefen aus dem Neuen Testament, die Diakone das Evangelarium mit den Evangelien und der leitende Geistliche das Sacramentarium mit sämtlichen Gebeten der Messe. Als sich die Privatmesse immer mehr verbreitete, wurden die verschiedenen liturgischen Texte für den Geistlichen, der alle Teile der Messe allein zelebrierte, in einem Messbuch, Missale, gesammelt, das alle Gebete, Lesungen und Gesänge der Messe enthielt. Die seit dem 13. Jahrhundert existierenden verschiedenen Missales wurden 1570 durch das Tridentinum im Missale Romanum vereinheitlicht. Zuvor, 1298, waren bereits die Zeremonien der Papstmesse und des Pontifikalamtes im Pontifikale Romanum zusammengefasst worden. Das Missale Romanum und das Pontificale Romanum wurden im Lauf der Jahrhunderte mehrmals überarbeitet.

 

Das 2. Vatikanische Konzil (1962-1965) führte bei der Messe eine Reihe von Veränderungen ein. Es kehrte zu der alten Praxis zurück, das Sakrament und seine Feier mit demselben Namen, Eucharistie, zu bezeichnen. Die wichtigsten liturgischen Veränderungen umfassen die Einführung der Volkssprache in der Eucharistie, die Wiedereinführung des Brauches, dass die Laien Brot und Wein empfangen dürfen, und die Wiedereinführung des Brauches der Konzelebration (siehe unten).

 

1.4.  VOLKSSPRACHLICHE LITURGIE

 

Traditionell wurde die Messe im römischen Ritus auf Lateinisch gehalten. Allerdings benutzten die östlichen Rituskirchen eine Reihe anderer Sprachen (beispielsweise Altslawisch, Griechisch und Aramäisch). Reformbewegungen in der westlichen Kirche forderten vom 14. Jahrhundert bis zum 16. Jahrhundert immer wieder den Gebrauch volkssprachlicher Liturgien. Während der Reformation wurden in der protestantischen Kirche Gottesdienste in der Volkssprache abgehalten. Das Tridentinum (1545-1563) sah in der Verwendung von Volkssprachen bei der Messe keine Verletzung des Dogmas, erlaubte diese jedoch nicht ausdrücklich. Erst das 2. Vatikanische Konzil erlaubte die Verwendung der Volkssprache im römischen Ritus, wodurch die Messe heute in fast allen Sprachen der Welt gefeiert wird.

 

1.5.  KOMMUNION UNTER BEIDERLEI GESTALT

 

Die Reformbewegungen riefen zur Wiedereinführung des alten Brauches auf, nach dem die Laien bei der Kommunion nicht nur Brot, sondern auch Wein empfingen. Dieser Brauch, der in der westlichen Kirche seit dem 8. Jahrhundert nicht mehr üblich war, wurde jedoch in den katholischen Ostkirchen sowie den orthodoxen Kirchen weiterhin praktiziert. Das Tridentinum wies die Forderung zurück, aber das 2. Vatikanische Konzil legte bestimmte Zeiten fest und formulierte Bedingungen, unter denen Laien Brot und Wein empfangen dürfen. Die Bedingungen sind erleichtert worden, so dass in der westlichen Kirche heute zunehmend Brot und Wein gereicht werden.

 

1.6.  KONZELEBRATION

 

Obwohl der Bischof, wenn er die Messe in ihrer ursprünglichen Form feierte, von Priestern und Diakonen umgeben war, hatte er doch die alleinige Leitung. Als jedoch die Kirche an Mitgliedern zunahm, wurde die Konzelebration, das Feiern der Messe durch mehrere Priester, üblich. Dieser Brauch blieb allerdings auf die wichtigsten Feiertage des Jahres beschränkt und erhielt sich bis ins 13. Jahrhundert. Ursprünglich hatten die Priester schweigend mit dem Bischof konzelebriert, aber im 7. Jahrhundert begannen sie, den Text des Kanons laut zu rezitieren. Nach dem 13. Jahrhundert fand die Konzelebration nur noch in der Messe zur Ordination von Priestern statt. In diesem Fall las der neu ordinierte Priester gemeinsam mit dem Bischof alle Gebete laut. Das 2. Vatikanische Konzil führte jedoch den Ritus der Konzelebration auch für den Fall wieder ein, wenn in einer Gemeinde mehrere Priester versammelt waren. Außerdem erließ es Beschränkungen bezüglich der Zeiten und Orte, an denen die Messe privat gefeiert werden darf.

 

2. EUCHARISTIE

Eucharistie, seit dem 1. Jahrhundert der Begriff für das christliche Abendmahl.

In der orthodoxen und römisch-katholischen Kirche sowie in der anglikanischen, lutherischen und vielen anderen protestantischen Kirchen gilt das Abendmahl als Sakrament, das die Vereinigung Jesu Christi mit den Gläubigen symbolisiert und herbeiführt.

 

2.1.  DIE EINSETZUNG

 

Traditionell begründet die Aufforderung Jesu an seine Jünger beim Abendmahl, „zu meinem Gedächtnis” das Brot zu essen und den Wein zu trinken, die Einsetzung der Eucharistie. Dieser so genannte Stiftungsbefehl findet sich in zwei neutestamentlichen Berichten über das Abendmahl, und zwar in Lukas 22, 17 bis 20 und in 1. Korinther 11, 23 bis 25. In der frühen Kirche war es allgemein üblich, zum Gedächtnis des Herrn eine Mahlzeit einzunehmen, und der Glaube an die Gegenwart Christi beim „Brechen des Brotes” war offenbar weit verbreitet. Aus der Didache, einem frühen christlichen Dokument, in dem die Eucharistie zweimal ausführlich erwähnt wird, und dem neuen Testament geht hervor, dass die Eucharistiefeier sehr unterschiedlich gestaltet und interpretiert wurde.

 

2.2.  DIE ENTWICKLUNG DER LEHRE

 

Zwei Themen kennzeichnen die Entwicklung der Abendmahlslehre: die Frage der Gegenwart Christi sowie der Opfergedanke. Im Neuen Testament wird die Gegenwart Christi bei der Eucharistie nicht erklärt. Die frühen Kirchenlehrer nahmen die Worte Jesu „Das ist mein Leib” und „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, der für euch vergossen wird” (Lukas 22, 19-20) als ausreichende Erklärung für die wundersame Umwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi.

 

Im Mittelalter entwickelten die Scholastiker unter dem Einfluss der aristotelischen Philosophie eine komplexere Eucharistielehre. Nach Aristoteles besitzen alle irdischen Dinge Akzidenzien (Größe, Gestalt, Farbe, Beschaffenheit), die für die Sinne erfahrbar sind, und Substanz, ihre wesentliche Realität, die nur der Geist erfassen kann. Nach Ansicht der Scholastiker verwandelt sich die Substanz des Brotes durch die Macht Gottes beim Abendmahl vollständig in den Leib Christi. Diese Interpretation der Gegenwart Jesu bezeichnet man als Transsubstantiation. Sie wurde von dem italienischen Theologen Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert formuliert und ist immer noch offizielle Lehre der römisch-katholischen Kirche. Im 16. Jahrhundert bestätigte das Tridentinum die Lehre gegen die protestantischen Reformatoren, ohne dies jedoch in einer weiteren Erläuterung auszuführen.

 

Die protestantischen Reformatoren interpretierten das Abendmahl unterschiedlich: Martin Luther lehrte die Gegenwart Christi „in, mit und unter” Brot und Wein (Konsubstantiation). Der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli leugnete jede wirkliche Verbindung zwischen Brot und Wein und dem Leib und Blut Jesu Christi. Brot und Wein erinnere nur an das letzte Abendmahl Jesu Christi mit seinen Jüngern, wobei keine metaphysische Verwandlung stattfinde. Nach Johannes Calvin ist Christus sowohl symbolisch gegenwärtig als auch durch seine geistige Macht, die den Seelen der Gläubigen durch den Heiligen Geist vermittelt wird, während sie am Abendmahl teilhaben. Diese Position, die so genannte „dynamische Gegenwart”, liegt zwischen den Lehren Luthers und Zwinglis. Die anglikanische Lehre bekräftigt die Realpräsenz Jesu Christi, ohne jedoch das Wie genauer zu erläutern.

 

Einige moderne Theologen griffen den alten jüdischen Gedanken der Erinnerung an die Taten des Herrn wieder auf (Anamnese). Die Gläubigen erbitten die Gegenwart Gottes, erinnern sich in seiner Gegenwart an die Ereignisse, durch die er sie erlöst hat, und durchleben sie dadurch in der Gegenwart. Wie jede Generation von Juden Jahr für Jahr am Exodus, an der Wanderschaft durch die Wüste und am Einzug in das Land Kanaan teilhatte, so nahm jede Generation von Christen allwöchentlich am Abendmahl, am Kreuz und an der Auferstehung teil.

 

In den Abendmahlslehren geht es auch um den Opfercharakter des Sakraments, d. h. um die Frage, wie sich das Abendmahl auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz bezieht. Nach der traditionellen Lehre der orthodoxen, der römisch-katholischen und der anglikanischen Kirche haben die Gläubigen durch das Abendmahl teil am Opfer Jesu Christi und an dem neuen Bund mit Gott. In der Praxis wurde diese Auffassung zuweilen so interpretiert, als bedeute jede Eucharistiefeier ein neues Opfer und nicht, wie die Kirche offiziell lehrte, eine Anteilnahme am Opfer Jesu Christi. Die Protestanten hatten generell Bedenken, den Opfergedanken in die Abendmahlsfeier einzubringen.

 

2.3.  DER GOTTESDIENST

 

Der Gottesdienst heißt in den meisten protestantischen Kirchen Eucharistie oder Abendmahl; in der östlichen Orthodoxie Liturgie und in der römisch-katholischen sowie in einigen anglikanischen Kirchen Messe (siehe Liturgie).

 

In der Regel umfasst der Gottesdienst zwei Teile. Der Wortgottesdienst besteht aus Lesungen aus der Bibel, einer Predigt und Gebeten. Dieser Teil der Abendmahlsfeier wurde offenbar vom jüdischen Gottesdienst in der Synagoge übernommen und seit dem 2. Jahrhundert der Gabe von Wein und Brot vorangestellt. Der zweite Teil des Gottesdienstes, die eigentliche Eucharistiefeier (Hochgebet), besteht aus der Darreichung von Brot und Wein (zusammen mit den Geldspenden der Gemeinde), dem zentralen Abendmahlsgebet (einem Gebet der Konsekration), der Verteilung der geweihten Gaben an die Gottesdienstbesucher, einem abschließenden Segen und der Entlassung. Dieser Teil des Gottesdienstes hat seinen Ursprung in den traditionellen alten Tischgebeten der Juden.

 

Das zentrale Abendmahlsgebet, die Anaphora (griechisch: Darbringung), enthält ein Dankgebet für die Schöpfung der Welt und ihre Erlösung durch Jesus Christus; einen Bericht über die Einsetzung des Abendmahles; die Rückerinnerung oder Anamnese, die Darbringung von Brot und Wein in dankbarer Erinnerung an Jesus Christus; die Epiklese, das Gebet, mit dem der Heilige Geist erfleht wird, sowie ein Fürbittgebet.

 

3 MESSE (Musik),

 

Messe (Musik), seit frühester Zeit werden die liturgischen Texte für die Messe vertont, in der frühesten Form des Cantus (Sprechgesang). Einige Textteile der Messe variieren je nach Fest bzw. Festkreis (Proprium missae), während andere das ganze Jahr hindurch gleich bleiben (Ordinarium missae). Der Begriff „Messe” hat seinen Ursprung in der Formel Ite, missa est (concio), („Geht, die Versammlung ist entlassen”).

 

3.1.  PROPRIUM MISSAE

 

Für den gregorianischen Gesang, der nach Papst Gregor I. als Sammlung veröffentlicht und erweitert wurde, sind insbesondere die Melodien des Propriums von Bedeutung, d. h. Introitus (Eröffnung), Graduale mit Alleluja oder Tractus (Psalm), Offertorium und Communio. Selbst in den Anfangszeiten der Polyphonie zwischen 900 und 1250 waren die Sätze des Propriums weit verbreitet. Die Melodie war hier durch einen Cantus firmus (festgelegte Melodie) vorgegeben, zu der zusätzliche Stimmen kamen. Eine wichtige frühe Sammlung polyphoner Graduale und Allelujas ist das Magnus Liber Organi (ca. 1175), das von dem Liturgiekomponisten Leoninus (Blütezeit spätes 12. Jahrhundert) verfasst und von seinem Nachfolger Pérotin (um 1200) erweitert wurde. Um 1250 gingen polyphone Gesänge auf der Grundlage des Propriums stark zurück

 

3.2  ORDINARIUM MISSAE

 

Musikalisch stehen die Gesänge des Ordinarium missae im Vordergrund. Seit dem 14. Jahrhundert entwickelte sich die Komposition des geschlossenen Ordinariums-Messzyklus mit den Teilen Kyrie (Herr, erbarme dich), Gloria, Credo (Glaubensbekenntnis), Sanctus (Heilig, heilig, heilig), Agnus Dei (Lamm Gottes). Früheste Beispiele dafür sind die Messen von Tournai (nach 1300), Barcelona, Toulouse, Besançon und die bedeutenden Messen des französischen Komponisten und Dichters Guillaume de Machaut.

 

Zwischen 1400 und 1600 erweiterte sich der Begriff Messe zur Bezeichnung der polyphonen Vertonung des gesamte Ordinariums. Komponisten wie Guillaume Dufay, Josquin Desprez und Giovanni Pierluigi da Palestrina trugen bedeutende Werke zu dieser Gattung bei. Die fünf Sätze wurden mit zahlreichen Techniken miteinander verbunden, in den meisten Fällen waren sie auf der Grundlage eines Cantus firmus als Choral- oder Chansonmelodie. Nach 1600 verlor mit dem Aufkommen der Monodie die A-cappella-Messe ihre zentrale Stellung und wurde von der konzertant gestalteten Messe (verbunden mit der Entwicklung der Chormusik) abgelöst. Einen Höhepunkt der Barockmusik (um 1600 bis ca. 1750) stellt die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach (1738) dar. In der Klassik (um 1750 bis ca. 1820) wurden die bedeutendsten Beiträge zur Gattung Messe von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven geschaffen. Beethoven selbst beurteilte seine Missa solemnis (1824) als seine größte Leistung. Im 19. Jahrhundert wurde das Genre durch Werke von Franz Schubert, Franz Liszt, Charles Gounod und insbesondere von Anton Bruckner bereichert. Die wichtigsten Messen des 20. Jahrhunderts stammen von Francis Poulenc, Igor Strawinsky, Leoš Janáèek und Ralph Vaughan Williams.

 

3.3.  REQUIEM

 

In der Totenmesse oder Requiem wird statt Gloria und Credo die Sequenz Dies Irae (Tag des Zorns, ein anonymes lateinisches Gedicht aus dem Mittelalter) eingefügt. Zu den wichtigsten Requiem-Komponisten zählen u. a. Johannes Ockeghem (15. Jahrhundert), Wolfgang Amadeus Mozart (1791), Giuseppe Verdi (1874), Hector Berlioz (1837) und Gabriel Fauré (1887). Das Deutsche Requiem (1868) von Johannes Brahms hat eine vom Komponisten gewählte biblische, aber nicht liturgische Textgrundlage, während im War Requiem (1962) von Benjamin Britten ein traditioneller Text mit Gedichten aus dem 1. Weltkrieg von Wilfred Owen verbunden ist.