Syntax

 

Abgrenzung von Konstituenten:

Verschiebprobe: (Das helle Licht) störte (uns). / (Uns) störte (das helle Licht).

Ersatzprobe: (Einen Tag nach ihrer Abreise) schrieb sie schon eine Postkarte. / (Dann) schrieb sie schon eine Postkarte.

Koordinationsprobe: (Das helle Licht) und (der starke Lärm) störte uns.

Abhängigkeit (Dependenz):

Solche zwei Konstituenten sind einander zuzuordnen, die kein gemeinsames Element zu bilden scheinen – das kann man mit Dependenz beschreiben.

Aktanten - drei Arten bei Tesniére:

der 1. Aktant entspricht dem Subjekt

der 2. dem direkten (Akkusativ)Objekt

der 3. dem indirekten (Dativ)Objekt

Aktanten:

dem Verb direkt untergeordnete Dependenzien, in der traditionellen Grammatik entspricht ungefähr den Objekten und dem Subjekt

Angaben:

dem Verb direkt untergeordnete Dependenzien, in der traditionellen Gr. sind sie als Adverbialbestimmungen bez.

Attribute:

Nach Helbig/Buscha. Phrasen, die von Nomen oder Pronomen abhängen

Dativus posessivus

Eine Ergänzung zu einem Substantiv

Dependens:

Jedes Wort, das einem Anderen untergeordnet ist.

Dependenzgrammatik

erfasst die innere Struktur eines Satzes, indem sie die Abhängigkeit der Satzglieder voneinander beschreibt.

Probleme: ist stark an das französische Sprachsystem orientiert, schwer auf andere Sprachen zu übertragen.

(Siehe noch: Nucleus, Konnexion, oberster Knoten, Dependenzien, Aktanten, Angaben, Regens)

Verben mit doppeltem Akkusativ handelt es sich:

·        bei einem der beiden Akkusative um den zweiten Aktanten

·        beim anderen um eine Angabe

Dependenzgram. nach Tresniere unterscheidet 3 Aktanten:

§                                             der 1. Aktant entspricht dem Subjekt

§                                             der 2. dem direkten (Akkusativ)Objekt

§                                             der 3. dem indirekten (Dativ)Objekt

Regens: Elemente, die anderen Elementen übergeordnet sind

Dependenzgrammatik von Tesniéres:

Vorteile: vielseitig anwendbar, anschaulich

Nachteile: stark an die französische Sprache orientiert, auf anderen Spr. nur schwer übertragbar

Dependenzien:

Die Teile des Satzes, die dem Verb untergeordnet sind.

2 Arten, die direkt untergeordnet sind: Aktanten (in der trad. Gramm. entsprechen den Objekten und dem Subjekt), und Angaben (trad. Gr.: Adverbialbestimmungen)

Ellipse

lexikalisiert: Ein sinnnotwendiges Element wird nicht realisiert, weil es aus dem allgemeinen Weltwissen bekannt ist.

kontextuell: „Wirst du an dem Wettkampf teilnehmen? Ja, ich werde es tun.“

IC-Analyse:

Analyse in unmittelbare Konstituenten

Methode: Sätze schrittweise in immer kleinere Elemente zerlegen, die Elemente klassifizieren, Ziel: die kleinsten Elemente

Segmentierung in Lautketten: Handlungsprozess, nach distributionellen Kriterien – durch die Segmentierung entstehen Satzteile, die möglichst umfangreich und unabhängig sind, sich in vielen Umgebungen verwenden lassen, größere Segmente durch kleinere ersetzbar sind.

z.B.: Frage:Die Hexe bestieg / ihren Besen“ oderDie Hexe / bestieg ihren Besen“ Ihren Besen = Ihn; bestieg ihren Besen = flog

Darstellungsweisen der Satzanalyse:

1.1.Klammerung: ((Die)(Hexe))(((be)(stieg))(((ihr)(en))(Besen)))

1.2. Indizierte Klammerung: ((Die)Det(Hexe)N)NP(((be)(stieg)V...

2.1  Stammbaumform

2.2  Verzweigungsknoten abstrakt als Kategorialsymbole

3.1  Kastendiagramm

Vorteile:

Grundlage der generativen Transformationsgrammatik; gibt neue Kriterien an um zu entscheiden, in welche Teile ein Satz zerlegbar ist; ist objektiv; Konstituenten werden nicht durch Fragen bestimmt; verzichtet auf Zuhilfenahme von Bedeutung.

Nachteile:

Bringt nur Teil-Ganzes Relationen zum Ausdruck; die Abhängigkeit der segmentierten Elemente, die zu einem Knoten gehören, wird nicht ausgedrückt.

Illokution:

Der Typ dem mit Hilfe des Satzes vollzogene Handlung, die dahinter steckende grundlegende kommunikative Absicht, z.B Mitteilung, Aufforderung...

Interdependenz:

Gegenseitige Bedingung zw. Subjekt und Prädikat

Junktive:

Verbinden nebengeordnete Satzteile

Aufgabe: quantitative Veränderung im Satz – beinhaltet einfach die Vermehrung den Satzteilen

Kasus:

An Wortformen mit bestimmten morphosyntaktischen Merkmalen werden Abhängigkeiten morphologisch sichtbar.

Kasusäquivalente:

Präpositionen können als Kasusäquivalente aufgefasst werden.

Kern (Nucleus)

ein einzelnes Element des Satzes, das durch die Abhängigkeitsbeziehung mit einem anderen verbunden ist

Klammerkonstruktion (Weinrich)

Die deutsche Sprache wird oft mit einer inadekvaten Grammatik gelehrt.

Konnexion

Die Verbindung zw. zwei Kernen, eine innere Beziehung innerhalb des Satzes

Konstituente

Was in einem Satz zusammenzunehmen ist und im Satz eine Einheit bildet. (kann unterschiedlich komplex sein)

Konstituenz

Gliederung des Satzes (Siehe Abgrenzung von Konst.!)

Leere Wörter:

Junktive

Translative

Maximale Phrase:

Bestandteil einer nicht von ihr geprägter komplexer Phrase

Nachfeld:

Die Besetzung des Nachfelds ist die Ausklammerung. Ausgeklammert werden:

1.                 besonders umfangreiche Satzglieder

2.                 Nebensätze, wenn ihr Eigengewicht groß ist

3.                 Einzelne Satzglieder, wenn man sie als unwichtig nachtragen, oder als wichtig besonders herausheben will

Nichtweglassbarkeit – Gründe:

§                   Semantischer Eigenwert der Verben: je abstrakter, desto geschränkter ist die Weglassung.

§                   Polysemie: Bedeutungsvarianten eines Verbs → bei Weglassung einer Ergänzung

·                                  ist nur die Leseart einer Variante A ist möglich

·                                  für Variante B ist die fragliche Erg. obligatorisch.

Beispiele:

·                                  verdienen (V1 = erwerben) Der Arbeiter verdient

·                                  verdienen (V2 = etw. beanspruchen können) Er verdient eine Strafe.

·                                  annehmen (V1 = übernehmen) Er nimmt die Stelle an.

·                                  annehmen (V2 = aufnehmen) Der Stoff nimmt Farbe an.

§                   Präfigierung: Durch Präfigierung signalisiert → das betreffende Verb auf eine bestimmte Ergänzung hin besonders stark semantisch perspektiviert ist → Tendenz zur Obligatheit wird größer.
z.B. Er folgt (meinem Rat). → Er befolgt meinen Rat.
Er schmiert Farbe (auf die Wand) → Er beschmiert die W.

Nukleus (Kern):

ein einzelnes Element des Satzes, das durch die Abhängigkeitsbeziehung mit einem anderen verbunden ist

Oberster Knoten:

In der Dependenzgrammatik wird das Verb als derjenige Teil angesehen, von dem alle anderen Glieder des Satzes direkt oder indirekt abhängig sind.

Obligatheit:

Sinnnotwendigkeit / Nichtweglassbarkeit

Fakultative Ergänzungen = weglassbare und nichtsinnnotwendige Ergänzungen

Phrase:

Eine komplexe Konstituente, kann nach ihrem Regens klassifiziert werden. Die Phrase wird grammatisch von ihrem Kern geprägt → Nominalphrase, Verbalphrase, usw.

Phrasen - Zusammenhang:

Der Zusammenhang wird durch Rektion, Kongruenz oder Semantik sichtbar.

Phrasenkern:

Eine Teilkonstituente, die den anderen dominiert.

Phrasenstruktur-Grammatik

erklärt die Generierung der Sätze

Name: Ursprünglich synonym mit IC-Analyse gebraucht, später für eine dynamische Variante verwendet (Chomsky)

Modell: Phrasenstrukturgramm. durch Verzweigungsregeln, generiert Sätze ausgehend von einem Initialsymbol (S/Satz)

ld.még: Taxonomische Linguistik!

Prädikat:

ist Kern der Behauptung über das Subjekt (Das, die Struktur des Satzes bestimmendes Verb).

Regens:

Elemente, die anderen Elementen übergeordnet sind.

Rektion:

Untergeordnete Beziehung (zw. Regens und Dependens)

Relativ-obligatorische Ergänzung

Ergänzungen, die eigentlich obligatorisch sind, trotzdem können in einigen Fällen weggelassen werden. (z.B. Ellypse, Modalisierung, Kontrast)

Satzglied (Konstituente):

Kleinstes selbstständiges Satzelement, das nur geschlossen verschiebbar, und zugleich insgesamt relativ frei ersetzbar ist. Es gibt einfache und komplexe Satzglieder

Satzglieder:

Nach Helbig/Buscha: Phrasen, die vom Prädikat abhängen.

Satz-Test:

Hinweis auf Nichtsinnnotwendigkeit → Herauslösbarkeit aus der synt. Struktur durch Umformung in einen Ns/2. HS; Adverbialbestimmung → bezieht sich semantisch auf das Subjekt, auf das Objekt.

Semantische Valenz

Eine Selektionsbeschränkung für Ergänzungen hinsichtlich der Bedeutung, nur bestimmte Wörter können wir für eine Ergänzung auswählen.

Sinnnotwendigkeit / Nichtweglassbarkeit:

Kriterium für eine mögliche Unterscheidung von Ergänzungen und Angaben.

Sprachlich Langzeitgedächtnis (Weinrich)

Gesamtes Sprachwissen eines Sprechers in systematischen Strukturen.

Stellungsfeld

ld.: Vorfeld

Subjekt

ist worauf sich die Behauptung bezieht (Satzgegenstand)

Subkategorisierung – Test:

Ergänzungen: subkategorisieren, nicht beliebig zu allen Verben hinzufügbar

Überprüfung der Kombinierbarkeit mit anderen Verben: gegebenes Verbkomplement, als Ergänzung oder als Angabe anzusehen ist

Angabe: Verbkomplement beliebig  mit anderen Verben kombinierbar; nicht subkategorisierend. (er unterstützt seinen Freund. / Er unterstützte gestern. –* Er hilft seinen Freund / Er half gestern – *Er liegt seinen Freund / Er lag gestern.)

Subklassifizierung:

1.                                         Phrasen = komplexe Konstituenten, eine Teilkonstituente dominiert den anderen = Phrasenkern (wird durch Weglassprobe gefunden), Maximale Phrase = Bestandteil einer nicht von ihr geprägter komplexeren Phrase

2.                                         Verschiebbarkeit: Im Vorfeld kann nur eine Phrase stehen → was im Vorfeld steht, das muss ein Satzglied sein. Ausnahmen: „In den Kübel schmeißen werde ich dieses Zeug!“; „Bücher hat sie schon viele gelesen.“

3.                                         Valenz: befasst sich mit der Möglichkeit von Wörtern, andere Wörter an sich zu binden.

Es gibt:

§               Obligatorische Konstituenten – Ergänzungen (nicht weglassbar) → Ich erwartete gestern einen Anruf.

§               Fakultative Konstituenten – Ergänzungen (werden grundsätzlich verlangt, aber sie können auch manchmal fehlen) → Ich wartete auf einen Anruf.

§               Freie Konstituenten – Angaben (können immer fehlen) → Ich wartete gestern.

4.                                         Merkmale des Regens: Konstituenten, von der andere Phrasen abhängig sind. Phrasen können nach ihrem Regens klassifiziert werden. (Z.B. Helbig/Buscha: Satzglieder = Phrasen, die vom Prädikat abhängen; Attribute = Phrasen, die von Nomen oder Pronomen abh.

5.                                         Kasus und Kasusäquivalente: Kasus → an Wortformen mit best. morphosyntaktischen Merkmalen werden Abhängigkeiten sichtbar. z.B.: Ich pflegte den Igel. / Ich half dem Igel.
Kasusäquivalente→ Präpositionen können als ~ aufgefasst werden. zB. Der Import des tropischen Holzes → der Import von Holz.

Taxonomie:

Ein wissenschaftliches Verfahren zur Erstellung von Ordnungsschemata für die Einordnung von Einzelphänomenen. (Taxis = Ordnung)

Taxonomische Linguistik:

Beschreibung, als wäre die Sprache eine exakte, mathematische Sache. Oberbegriff für IC-Analyse, Phrasenstrukturgrammatik, Gesamtheit des amerikanischen Strukturalismus (von der Transformationsgrammatik)

Test

1)      Zur Unterscheidung von Ergänzungen und Angaben:

§               Weglassprobe

§               Andere Tests:

·                                  syntaktische Umformmöglichkeiten

·                                  sind für die Objektivierung der Unterscheidung von Ergänzungen und Angaben

·                                  zielen auf inhaltlichen Kriterien

Weglassprobe + Tests geben Hinweis auf die Obligatheit, bzw. Fakultativität.

2)      Fakultativität:

§               fakultative Ergänzung im engeren Sinne

§               Angaben

Thematische Rollen bei Gallmann/Sitta

diejenige semantische Merkmale einer Phrase, die dieser Phrase durch ihr Regens zugewiesen werden.

Thema und Rhema des Satzes

Thema ist der Ausgangspunkt der Aussage, worüber etwas mitgeteilt wird.

Rhema ist der Kern der Aussage, was über das Thema mitgeteilt wird, die neue Information.

Translative:

Aufgabe: qualitative Veränderung – überführt eine Wortkategorie in eine andere.

Überprüfung der Sinnnotwendigkeit:

als semantische Grundlage der Weglassbarkeit

→ zu überprüfen ob ein Satzbestandteil aus der synt. Struktur herausgelöst werden kann, indem er z.B. in einen NS/2.Hs umgeformt wird

→ Satzbestandteile = Angaben; lassen sich aus der synt. Struktur herauslösen → nicht sinnnotwendig

§               ‚und zwar’ Test: bewirkt gewisse Herauslösung aus einer synt. Struktur. Einfügbarkeit: Indiz für das Vorliegen einer nichtvalenzgebundenen Angabe Nichteinfügbarkeit: Indiz für eine valenzgebundene Ergänzung
Möglichkeit der Einfügung von ‚und zwar’ weist auf gewissen semant. Eigenwert eines Verbs hin → Mitteilung ist auch ohne entsprechende Erg. relevant.

§               Satz-Test: Hinweis auf Nichtsinnnotwendigkeit → Herauslösbarkeit aus der synt. Struktur durch Umformung in einen Ns/2. HS; Adverbialbestimmung → bezieht sich semantisch auf das Subjekt, auf das Objekt.

Und zwar Test

Bewirkt gewisse Herauslösung aus einer synt. Struktur. Einfügbarkeit: Indiz für das Vorliegen einer nichtvalenzgebundenen Angabe; Nichteinfügbarkeit: Indiz für eine valenzgebundene Ergänzung
Möglichkeit der Einfügung von ‚und zwar’ weist auf gewissen semant. Eigenwert eines Verbs hin → Mitteilung ist auch ohne entsprechende Erg. relevant.

Unterschied zw. Objekt und Adverbialbestimmung

Objekt hängt vom Prädikat, Adverbialbestimmungen von Subjekt ab.

Valenz:

Ergänzungsbedürftigkeit der Verben

Siehe semantische Valenz!

Valenztheorie:

befasst sich mit der Möglichkeit von Wörtern, andere Wörter an sich zu binden.

Es gibt:

1.                 Obligatorische Konstituenten – Ergänzungen (nicht weglassbar)

2.                 Fakultative Konstituenten – Ergänzungen (werden grundsätzlich verlangt, aber sie können auch manchmal fehlen)

3.                 Freie Konstituenten – Angaben (können immer fehlen)

Valenztheorie:

Obligatheit und Sinnnotwendigkeit

Helbig → 2 Möglichkeiten der Abgrenzung von obligatorischen und fakultativen Ergänzungen

Beispiele:

a.)    sich benehmen (er benimmt sich) = lexikalische Ellipse

b.)    bitten (er bittet um Geduld) = kontextuelle Ellipse

c.)    reden / sprechen (er spricht) = fakultative Ergänzung im engeren Sinne

Standpunkte:

1.                                         Hinter den Formen stehenden Sprachinhalt stärker einkalkulieren
bei a) und b) etwas Bestimmtes → Valenz ist obligatorisch
bei c) nicht der Fall → fakultativ
Nur die fakultativen Ergänzungen sind im engeren Sinne als fakultativ anzusehen, und nur die auf Grund kontextueller Ellipsen weglassbare Ergänzungen sind als obligatorisch anzusehen.
Begründung: elliptisch weglassbare Erg. sind obligatorisch, weil sie nur unter der Bedingung weglassbar sind, dass sie im sprachlichen Kontext vorkommen.

2.                                         Denken und Sprachinhalt weniger einkalkulieren, vielmehr die sprachlichen Formen
nur bei a) ist die Valenz obligatorisch
bei b) und c) ist fakultativ

Siehe noch: Nichtweglassbarkeit, Sinnnotwendigkeit, Obligatheit, Tests

Verben mit doppeltem Akkusativ

es handelt sich dabei:

·        bei einem der beiden Akkusative um den zweiten Aktanten

·        beim anderen um eine Angabe

zB. Ich nenne sie meine Freundin

Vorfeld (Stellungsfeld)

Syntaktische Position in Hinblick auf die Satzklammer. Vor dem ersten Klammerteil liegt das Vorfeld, hinter dem zweiten das Nachfeld, dazwischen das Mittelfeld.

Vorfeld im Kernsatz:

Das Vorfeld im Kernsatz ist immer besetzt, in der Regel mit einem Satzglied. Grundsätzlich kann jedes Satzglied im Vorfeld stehen (ausgenommen das Prädikat)

1.                 Grundstellung: Das Subjekt steht im Vorfeld

2.                 Gegenstellung: Nicht das Subjekt steht im Vorfeld

3.                 Das Vorfeld kann auch mit einem Nebensatz besetzt werden.

4.                 Ausdrucksstellung: ein Satzglied will besonders betont werden, dann stellt man sie ins Vorfeld.

 

Abgrenzung von Flexion und Derivation

1)      Regelmäßigkeit der Formbildung bei der Flexion (bis auf Suppletiva). Diese Regelmäßigkeit ist mit morph. und semantischer Transparenz verbunden)

2)      Platzierung der Suffixe innerhalb der Wortform: Flexionssuffixe erscheinen außen, Derivationssuffixe stehen davon links.

3)      Flexionsmerkmale sind strikt geordnet (Hierarchie der Kategorisierungen). Auch bei Derivationssuffixen Reihenfolgerestriktionen (Übergang von Flexion zu Derivation kontinuierlich)

Zahl der morph. Bausteine (Stämme, Affixe) und der morph. einfachen Wörter ist begrenzt.

Additive Prozesse

1.      Komposition (Zusammensetzung)

® Determinativkomposita (Milchmann)

endozentrisch (Weinkeller), exozentrisch (Schöngeist)

® Kopulativkomposita (Dichter – Komponist)

2.      Derivation (Ableitung)

Suffigierung (Freundschaft)

Präfigierung (versalzen)

kombinatorische (Zirkumfig) Derivation (verarzten)

Problemfälle der Addition:

a)      Halbaffigierung (Übergang zw. Komposition und Suffigierung)

b)      Zusammenbildung (Übergang zw. Präfigierung u. Komposition) (Wortgruppe als Basis)

c)      Übergang zw. Derivation u. Zusammenbildung

d)      Zusammenrückung (zB. Hohepriester)

Additiv-subtrakitve Pr.

Kontamination (Kurlaub = Kur + Urlaub)

Beschreibungseinheiten und Mittel der WB.:

·        Morphemdefinition: B. de Courtenay, Martinet

·        Distributionelles Herangehen: Segmentierung und Substitution

·        Funktional – strukturalistisch: Zuordnung von Form und Funktion

Bestimmung von Morphemen, Problemfälle – Formale Aspekte

·        Allomorphie:

werfe, wirft, warf, geworfen, r Wurf

Mutter – Mütter

Dorf – dörflich

ErdeErdäpfel

WolleWolldecke – Wollpullover

Landestreffen, Landhaus, Landarbeiter, Ländertreffen

·        Interfixe:

afrika-n-isch

will-ent-lich

Liegestuhl

Bestimmung von Morphemen, Problemfälle – Funktionale Aspekte

Polysemie und Homonymie von freien und gebundenen Morpheme: zB. –er in Deutschen

Derivationsaffixe

begrenzt, aber in der Abgrenzung problematisch:

1.      Neue Derivationsaffixe entstehen durch

Entlehnung, Reanalyse, Grammatikalisierung (Halbaffixe: reihenbildend, abstrakte Bedeutung)

2.      Viele unproduktive, pseudo- und unsichere morph. Einheiten

3.      Ergebnis von Derivationen unsicher: z.B. Sauberheit, Mitgliedin, entversichert, usw.

Die Kombinatorik in der Wb. ist der der syntaktischen ähnlich.

Diachronische Wortbildungslehren

Willmanns, W.: Deutsche Gr., 2. Abteilung: Wortbildung 1899

Grimm, J.: Deutsche Gr. Bd. 2 1877

Paul, H.: D. Gr. Bd. 5. 1955

Henzen, W.: D. Wortbildung 1965

Kluge, F.: Abriss der d. Wortbildungslehre 1925

Formbewahrende Prozesse

Konversionen: handeln – r Handel

Funktion der Wortbildung

Die Wb. bringt keine neuen syntaktischen Kategorien hervor. Ihre Funktion ist die Lexikonerweiterung.

Grammatikalisierungsgrade

Stämme – Konfixe – Affixe – Reste

Halbaffixe zwischen Stamm und Affix.

Idiomatisierung

= Demotivierung.

Nach produktiven Regeln gebildete Wörter sind morphologisch und semantisch transparent.

Aktiv: Regularitäten, nach denen Wörter strukturiert sind und nur in begrenzten Reihen neu gebildet werden (-ling: Pflegling, Lehrling, Schönling)

Kompositionell-reguläre vs. Analog-holistische Wortbild.

Doktormutter (in Anlehnung an Doktorvater)

Hausmann (in A. an Hausfrau)

Konfixe

distributionell stärker restringiert als Stämme, aber weniger als Affixe

Konstituentenkategorien

Stämme, Affixe, Konfixe, morph. Rest

Lexikalisierung

Speicherung und Demotivation (Fleischer / Barz)

Aufnahme eines spr. Ausdrucks ins Lexikon einer Sprache, usualisiert.

Modifizierende Prozesse (Wortbildung)

·        Implizite Devivation

ohne innere Mod.: Rufen – r Ruf

mit innerer Mod.: gehen – r Gang

·        Volksetymologie

Morph. Rest

funktional schwach belastet und mehr oder weniger in den Stamm integriert (Treppe- Treppchen, Streife- Streifchen)

Morphemanalyse – Problemfälle

1.      Unikale Morpheme:

Schornstein, Himbeere, Walnuss, Heidelbeere, Bräutigam

2.      Nullmorphem:

Nom.: Knabe + Æ vs. Akk. Dat. Gen. Knabe-n

Sg.: Frau + Æ vs. Plural: Frauen

Pl.: Kaiser + Æ vs. Kinder, Lampen

3.      Sog. leere Morpheme:

Bücherschrank, Schweinefleisch

Bedeutungsunterschied:

Landmann – Landsmann

Wassernot – Wassersnot

4.      Diskontinuierliche Morpheme:

Be-birg-e, Ge-bäu-de, ge-lauf-en, ge-leb-t

5.      Nicht-segmatierbare Morpheme:

Bruder – Brüder

6.      Suppletivformen:

bin – war, gut – besser, Mensch – Leute

7.      Synkretismus:

Patient-en (Sg. Gen., Dat., Pl. Nom., Akk., Gen, Dat.)

8.      Klitika:

'ne Weile, mach’s

9.      Kürzung, Reduplikation, Kontamination

BRD, Lok, OBST, Kurlaub, Larifari, Bafög, Kripo

10.  Kombineme:

Politik, politisch, Politologe

Sprachtypologische Einordnung aufgrund der Wortstruktur. Das Deutsche: analytisch - flektierend

 

Morphemtypologie - Problembereiche:

1.      Präpositionen (zw. gram. und lex. freien Morphemen)

2.      Zwischen freien und gebundenen lexikalischen Morph.

Suffixoide/Halbsuffixoide: zB. Landwerk – Sägewerk, Kunstvoll – ein Teller voll

Präfixoide/Halbpräfixe: hochinteressant

3.      Zwischen freien und gebundenen gram. Morphemen Klitika

4.      Abgrenzung von Flexionsmorphemen und Wbaffixen