Theodor Däubler

* 17. August 1867 Triest

+ 13. Juni 1934 St. Blasien (Tuberkulose) begraben: Berlin-Westend, Waldfriedhof Heerstraße
Sohn eines katholisch-schwäbischen Kaufmanns; Mutter protestantisch-schlesisch; wächst zweisprachig im damals österreichischen Triest auf. Geht als 15-Jähriger zur See. Darauf Ausbildung durch Privatlehrer; Liebe für das klassische Altertum und alles Italienische. In Wien Leidenschaft für die deutsche Sprache und Musik (durch Gustav Mahler).
Zeit seines Lebens berufs- und besitzlos (journalistische Arbeiten, Vorträge), von Freunden unterstützt, unstetes Vaganten-Leben. Im Alter Präsident der deutschen Sektion des PEN-Clubs; zunehmende Vereinsamung.
Von massiger Körperlichkeit: "Kann so eine ungegliederte, ungeschlachte Fettmasse einen Genius umschließen?" (Alma Mahler-Werfel).
D. nennt sich selbst "deutscher Dichter des Mittelmeerraumes". Als Kunstkritiker Mitstreiter des Expressionismus, in seiner Lyrik verbinden sich wortgewaltiges expressionistisches Pathos mit klassischer Disziplin und impressionistischer Farbigkeit. Dichter der Natur, deutscher und vor allem mediterraner Landschaften.
Hauptwerk ist der riesige, episch-lyrische Zyklus Das Nordlicht, über 30000 Verse, die die Formelemente und Themen seiner Poesie enthalten: Verdichtung verschiedener Mythen, Liebe zu Rhythmus und Versform, Symbolik, Bilderreichtum, hymnische Sprache. Diese kosmische Phantasie entfaltet Däublers Privatmythos des zur Lebensquelle verklärten Sonnenlichts, ist Dichtung über das künstlerische Schaffen, Menschheitsgeschichte als Läuterung hin zum Geist, "verspätete poetische Krönung des deutschen Idealismus" (Kemp).
wichtige Lebensdaten:
1896-1903 Abitur in Fiume (in italienischer Sprache); danach Vagantenleben: Wien, Neapel, Berlin, wieder Wien, Italien, Paris, Florenz
1903 Paris
1910 Übersiedlung nach Florenz; durchwandert bis zum Beginn des 1. Weltkriegs die italienischen Städte und Sizilien
1912 erste öffentlicher Auftritte (Innsbruck, Wien, Prag)
1914-18 Aufenthalt in Deutschland: vom Kriegsdienst freigestellt; Dresden, Berlin (1916-18 Kunstreferent des Berliner Börsen-Couriers)
1919 Genf
1921-25 Athen; von da aus Reisen durch Griechenland, Ägypten, Syrien, Palästina; lebt in bitterer Armut; hält sich mit journalistischen Reisebildern über Wasser
ab 1926 Rückkehr nach Berlin als Schwerkranker; nach der Genesung neue Fahrten: Italien, Deutschland, Skandinavien, England, Frankreich, Balkan; Präsident des deutschen PEN-Clubs
1932 Erkrankung an Tuberkulose in Italien; Sanatoriumsaufenthalt bei Berlin; trotzdem wieder Reisen
1933 Schlaganfall; Einlieferung in eine Klinik in St. Blasien/Schwarzwald
Werke: (e = entstanden)
lyrisches Epos
1910 (ab 1898 e; erw. 1921/22) Das Nordlicht
Lyrik
1913 Oden und Gesänge
1915 Hesperien. Eine Symphonie I (Gedichte)
1915 (erw. 1919) Der sternhelle Weg (Gedichte)
1916 Hymne an Italien (Gedichte)
1916 Hymne an Venedig
1916 Das Sternenkind (Gedichtauswahl)
1920 Die Treppe zum Nordlicht. Eine Symphonie II
1921 Die Perlen von Venedig (Gedichte)
1924 Päan und Dithyrambos. Eine Phantasmagorie (Gedichtzyklus)
1924 Attische Sonette
1963 Ein Lauschender auf blauer Au
Erzählungen, Romane und andere Prosa
1916 Mit silberner Sichel (Prosa)
1921 Der unheimliche Graf (3 Erzählungen)
1923 Der heilige Berg Athos. Eine Symphonie III (Prosa)
1925 Der Schatz der Insel (Erzählung aus den griechischen Befreiungskriegen))
1927 Bestrickungen (2 Novellen)
1928 L´Africana (Roman)
1930 Der Marmorbruch (Erzählung)
1931 Die Göttin mit der Fackel (Roman)
Drama
1932 Can Grande della Scala (dramat. Fragment)
Übersetzungen
1917 Der Hahn. Übertragungen aus dem Französischen
1928 Gedichte des Boccaccio
Autobiographisches
1914 Wir wollen nicht verweilen. Autobiographische Fragmente
1926 Aufforderung zur Sonne (autobiographische Skizze)
Schriften
1916 Der neue Standpunkt (Essays über moderne Kunst)
1917 Lucidarium in arte musicae des Ricciotto Canudo aus Gioja del Colle (Essays über Musik)
1919 Im Kampf um die moderne Kunst (Essay)
1923 Sparta. Ein Versuch
1930 Der Fischzug. Acht Aufsätze aus den Jahren 1917-1929
1947 Griechenland (ca. 100 Aufsätze)
Ausgaben
1956 Dichtungen und Schriften, hg. v. Friedhelm Kemp, München (Auswahl)
2004ff. Kritische Gesamtausgabe, hg. v. Paolo Chiarini, Stefan Nienhaus und Walter Schmitz, Dresden (7 Bde.)